Nach jahrzehntelanger Isolation beginnt sich Myanmar langsam zu öffnen. Die lange andauernde und strikt gehandhabte politische, wirtschaftliche und kulturelle Abschottung durch die Militärdiktatur hat dafür gesorgt, dass man von Myanmar in den letzten Jahrzehnten nur sehr wenig hörte.

Die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi führt die Opposition an. Ihr zentrales Anliegen ist die gewaltlose Wiedereinführung der Menschenrechte und Demokratie. Es gibt heute sichtbare Funken der Demokratie, die sich noch zu einem Feuer entwickeln müssen.

Gerade wegen der Unterentwicklung und der jahrzehntelangen politischen Isolation erwartet den Besuchern eine ungeheure Armut. An der tiefen Religiosität der Bewohner hat auch das politische System nichts zu ändern vermocht. Der Buddhismus bestimmt noch immer die Lebensgestaltung der allermeisten Myanmaren, und die zahlreichen Stupas, Pagoden, Tempel und Buddha-Darstellungen genießen bei der Bevölkerung nach wie vor die größte Verehrung.

Schon das Straßenbild übt den verführerischen Reiz des Fremdartigen aus. Die männliche Bevölkerung trägt einen langen karierten Wickelrock (Lontschi), die Frauen einen geblümten. Frühmorgens ziehen die mehr als 500‘000 buddhistischen Mönche in ihren dunkelroten Gewändern und mit ihren Bettelschalen stumm von Haus zu Haus. An den Straßen brutzeln vielfarbige, wunderbar riechende Speisen. Es ist ein faszinierendes, geheimnisvolles Land mit einer offenen, liebenswürdigen und ausgesprochen freundlichen Bevölkerung.
Historischer Rückblick. Vor 150 Jahren begann der französische Missionar Fr. La Crampe im Dorf Kanazogo – im Süden Myanmars im Irrawaddy-Delta gelegen – eine Schule zu bauen. Für ihn war wichtig, dass man als erstes im Wissen und dann im christlichen Glauben wächst. Seine Arbeit wurde fortgeführt bis 1962, als alle Ausländer aus Myanmar ausgewiesen und alle Schulen verstaatlicht wurden. Nach dem Weggang der Missionare führte die lokale Kirche mit wenig Erfahrung und Kenntnissen die Ausbildung der Kinder weiter, gegen alle behördlichen Schwierigkeiten.

Heutige Situation: Das Dorf Kanazogo wird von über 800 Familien bewohnt. 95% davon sind Katholiken, die restlichen Familien sind Buddhisten und Moslems. Die Bevölkerung lebt vom Reisanbau und Fischfang. Kanazogo ist das einzige Dorf weit und breit, das eine eigene Primar- und Mittelschule hat. Für die medizinische Versorgung gibt es eine Arztpraxis.